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L'AMORE DEI TRE RE

MAGAZIN OPERNHAUS ZÜRICH

[© Magazin Opernhaus Zürich. Testo pubblicato
con il consenso scritto della direzione della Dramaturgie]

 

 

DAVID POUNTNEY

 

Inspirationen für das szenische und optische Konzept von «L'Amore dei tre re» erhielten Regisseur David Pountney und Bühnen-und Kostümbildner Johan Engels bei einem gemeinsamen Besuch von Gabriele d'Annunzios Villenanlage «Il Vittoriale» am Gardasee. In diesen in düsteren Farben gehaltenen, beinahe fensterlosen und nur spärlich beleuchteten Räumen fanden sie jenes bedrückende Ambiente vor, das ihnen für die Umsetzung von Montemezzis Oper geeignet schien. Das Stück spielt mit dem Gegensatz der Eroberer aus dem Norden und den Unterdrückten im Süden, symbolisiert durch den im Text oft angesprochenen Licht - Dunkel-Kontrast. Auf die im Libretto vorgegebene Fixierung auf das Mittelalter wird in der Inszenierung bewusst verzichtet und auch zeitlich auf die Epoche D'Annunzios verwiesen. Dessen Faszination für streng geschneiderte Anzüge und Uniformen und seine Identifikation mit dem italienischen Faschismus zeigen gewisse Parallelen mit der Figur Archibaldos. Der Grundtenor der Oper, Dunkelheit und eine klaustrophobische Atmosphäre, soll durch die Ausstattung vermittelt werden, Assoziationen an Turmbauten, etwa alte Gastürme oder an Kriegskonstruktionen von vor dem Ersten Weltkrieg, Befestigungssysteme, wie sie z.B. für die Maginot-Linie gebaut wurden, wecken.
Der ethnische Gegensatz zwischen Nord und Süd wird auch im Schnitt und in den Farben der Kostüme berücksichtigt: Die Krieger aus dem Norden werden durch uniformhafte Strenge in düsteren Farben, die südländischen Bewohner von Altura - eine geographisch nicht nachweisbare, fiktive Gegend - durch farbigere, weicher fliessende Stoffe und Linien charakterisiert, die Anklänge an nordafrikanische Gewänder zeigen.
In der dramaturgischen Anlage von «L'Amore dei tre re» sieht David Pountney einen geraden Weg in Richtung früher Stummfilme, vor allem der deutschen Expressionisten. Die Oper ist sehr kompakt gebaut, weshalb man sich entschieden hat, das Werk ohne Pause zu spielen. Charakteristisch für die Entstehungszeit von Libretto und Musik, die mit der Epoche des «decadentismo» zusammenfällt, ist ein gewisses Vergnügen an Dunkel-Verschleiertem und Perversem. Mord und Tod werden nicht mehr nur unter dem Vorzeichen des Schreckens gesehen, sondern haben auch eine eindeutig erotische Komponente.
Archilbaldo macht dies in seinen Worten an Fiora deutlich, «Ich könnte dich nicht berühren, es sei denn, um dich zu töten». Sein Mord an ihr ist die Erfüllung seiner sexuellen Wünsche und Begierden. In der Anlage auch der übrigen Figuren lassen sich eindeutig klassische Fälle von vor-freudianischen Sexualmustern erkennen, wie sie auch in anderen Beispielen der Literatur, etwa in Hofmannsthals «Elektra»-Libretto, und gleichzeitig auch in der Malerei der damaligen Zeit zu finden sind.