CARLOS CHAUSSON
Carlos Chausson als «Philosoph» Alfonso lässt in seiner Nüchternheit jegliches Gefühl vermissen. Diese aufkläirsche Beschränktheit verspottet Mozart, indem Alfonso, wenn er alleine singt, immer nur von Streichern begleitet wird, während die gefühlvollen und überschwänglichen Melodien der Bläser den uberwältigenden Gefühlen der jungen Leute vorbehalten sind. Alfonsos aufgeklärtem Materialismus entspricht auch, dass sein Vokabular keine einzige Empfindung betrifft, nur rationalistische Theorie und Kalkül. Obwohl er als Regisseur dieses bitterbösen Spiels mit dem Idealismus der unschuldigen Jugendlichen bald die Kontrolle verliert, da es seine Beweisführung wahrscheinlich seiner eigenen Erfahrung entsprechend ausschliesslich auf die Körperlichkeit der Frauen absah, jedoch echte Gefühle die Dramatik der Situation potenzieren, gewinnt er die Wette auf der ganzen Linie. Da die Wichtigkeit seiner Intrige stark von der jeweiligen Interpretation der Beziehungen zwischen den vier Liebenden in einer Inszenierung abhängt, bleibt für Carlos Chausson der Probenprozess der «Così fan tutte» immer wieder äusserst spannend. Es ist für ihn ein Stück, das immer wieder neue Fragen aufwirTt, welche, hat man einmal für eine Inszenierung Antworten gefunden, bei jeder neuen Betrachtung des Textes und der Musik sich wieder in neuem Lichte zeigen.