Cecilia Bartoli
Cecilia Bartoli e Roberto Saccà in Cenerentola [Opernhaus Zürich]
Für Cecilia Bartoli bedeutet es eine wunderbare, einmalige Erfahrung, mit der Fiordiligi, welche sie nun zum ersten Mal singt, alle drei Frauenfiguren der «Così» schon verkörpert zu haben. Dieser Perspektivenwechsel - mit den Augen aller drei doch sehr unterschiedlichen Persönlichkeiten einer Dorabella, einer Despina und einer Fiordiligi die Situationen zu betrachten - eröffnet ihr auch musikalisch die Vielfältligkeit der Dimensionen dieser wohl dramatischsten Oper Mozarts. Die unendliche Tragik der Geschichte offenbart sich auf grausamste Weise am Schluss.
Für die jungen Leute wird es keine Zukunft geben können. Genau darin liegt auch die Aktualität dieser Oper, lernen doch heutzutage die meisten Beziehungen die Desillusionierung einer Trennung oder Scheidung kennen. Die traurigste Musik hören wir im Quintett, wo sich die jungen Leute verabschieden, bevor Ferrando und Guglielmo in den Krieg ziehen sollen. Da komponierte Mozart den echten Abschied, die endgültige Trennung der verlobten Paare. Fiordiligi ist noch eine blutjunge Person, voller Energie, wie ihre Schwester und die zwei Geliebten, doch psychologisch bereitet ihr die Situation die grösseren Kämpfe, da sie sehr viel denkt und hinterfrägt.
Dorabella ist zwar auch äusserst sensibel, aber bei Fiordiligi geht es noch viel mehr in die Tiefe. Die Situation hinterlässt bei ihr eine tiefe Wunde.
Zu Mozarts Zeiten wurde in den Frauenrollen noch nicht zwischen Sopran und Mezzosopran unterschieden. Im Gegensatz zu der heutigen Fixiertheit in dieser Einteilung, herrschte damals viel grössere Flexibilität. Zwei Jahre, nachdem Adriana Ferrarese del Bene die Susanna sang, war sie die erste Fiordiligi. Genausoviel Zeit ist vergangen, seit Cecilia Bartoli die Susanna am Zürcher Opernhaus verkörperte und nun als Fiordiligi zu hören ist. Ein amüsanter, nicht uninteressanter Zufall.