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Egils Silins

MAGAZIN OPERNHAUS ZÜRICH

[© Magazin Opernhaus Zürich. Testo pubblicato
con il consenso scritto della direzione della Dramaturgie]

 

Egils Silins, soeben in Zürich von Gastspielen als Barak an der Deutschen Oper Berlin und in Essen sowie vom Japan-Gastspiel der Wiener Staatsoper eingetroffen, ist mit teuflischen Dingen bestens vertraut: Nicht nur Rubinsteins «Dämon», den er mit grossem Erfolg bei den Bregenzer Festspielen und am Opernhaus Zürich verkörperte, sondern auch Boitos und Gounods Mephistopheles hat er oft gesungen; Berlioz' Version dagegen ist neu für ihn. Noch gefällt ihm am besten, wie Charles Gounod den Teufel porträtierte, ist er doch in dessen «Faust» als Figur dominanter, zeigt mehr Seiten, als etwa bei Boito, wo Mefistofele in der zweiten Hälfte des Werkes nur noch wenig dramaturgische Bedeutung hat. Wichtig ist natürlich auch, wie eine Partie «in der Stimme liegt», und da ist Berlioz' für tiefe Bässe wohl eher anstrengende Fassung für einen Bass-Bariton wie Egils Silins geradezu ideal komponiert. Auch singt er gerne französisch, weil diese Sprache, mit den Nasalen etwa, mehr Möglichkeiten als andere zum Spielen mit vokalen Farben bietet.
Gleichzeitig freut es ihn, gerade in Zürich eine neue französische Partie einzustudieren, weil er am Opernhaus die dafür nötigen Spezialisten vorfindet und weil man in der Schweiz, wo diese Sprache im Alltag gegenwärtig ist, eryarten kann, dass das Publikum den Text versteht und daher besonders feine Nuancen anerkennt. Das Erstaunlichste an «La Damnation de Faust» ist Berlioz' Gewichtung der einzelnen Handlungsteile: Aus der Sicht des Teufels scheinbare Schlüsselmomente sind unglaublich knapp (etwa die erste Begegnung mit Faust) oder erst sehr spät (das Unterschreiben des Paktes) gesetzt. Dafür kostet der Komponist bei manchen epischen Szenen die musikalischen Möglichkeiten bis ins Äusserste aus. Hierdurch wird sichtbar, dass Berlioz sein Werk nicht konkret für die Bühne konzipierte, dass es im Rausch der momentanen Eingebung entstand, ohne Rücksicht auf dramaturgische Stringenz und szenische Realisierbarkeit. Davon zeuge je ebenfalls die recht aufwendigen Chor- und Tanzszenen, in denen übrigens Egils Silins als Méphistophélès auch präsent ist und, wie schon beim «Dämon», als Beherrscher des Raumes seine Fäden zieht.