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WILLI SCHUH

RICHARD STRAUSS AN VOLKMAR ANDREAE


BRIEFE AN VOLKMAR ANDREAE

ATLANTIS VERLAG ZÜRICH

pp. 185-199


Richard Strauss' Beziehungen zum Zürcher Konzertleben setzen in der von Friedrich Hegar geprägten Epoche ein. Den ersten Aufführungen einzelner sinfonischer Werke in den Jahren 1895 und 1897 folgte im Januar 1898 Strauss' vielbeachtetes Auftreten als Gastdirigent in einem Hilfskassenkonzert der Tonhalle, das mit dem vom Gemischten Chor Zürich einstudierten «Wanderers Sturmlied» begann, «Also sprach Zarathustra» in den Mittelpunkt stellte, in zwei Gruppen Orchester- und Klavierlieder des Komponisten, gesungen von seiner Gattin, der Sopranistin Pauline Strauss-de Ahna, brachte und mit der «Freischütz»-Ouvertüre schloß. Mit Hegar, dem Pianisten Robert Freund, Professor Baumgartner und seiner Frau, einer jugendfreundin Strauss', wurden damals freundschaftliche Beziehungen teils erneuert, teils angeknüpft. Im März 1903 traf Strauss neuerdings in Zürich ein, wo er im Rahmen einer ausgedehnten Tournee mit dem Berliner Tonkünstler-Orchester zwei Konzerte leitete. Bei dieser Gelegenheit ergaben sich auch Kontakte mit Volkmar Andreae, der sich als Dirigent des Gemischten Chors Zürich für Strauss' Chorballade «Taillefer» interessierte. Die Briefe setzen in diesem Zeitpunkt ein und erreichen im Zeichen der deutschen Gastspiele in der Schweiz (1917/18) einen ersten Höhepunkt.
Es folgen 26(!) Jahre, aus denen kein einziger Brief an Andreae vorhanden ist, obschon Strauss sehr oft in Zürich und Baden erschienen ist: 1926 als Begleiter in einem Liederabend Heinrich Rehkempers, 1926 als Dirigent einer ziemlich verunglückten Aufflührung des «Rosenkavalier»-Films im Stadttheater, 1932 bei der Straussfeier des Stadttheaters, wo er mit Stefi Geyer seine Violinsonate spielte, und, gewichtiger, im April 1934 als Gastdirigent eines Tonhalle-Sinfoniekonzerts, dessen Programm «Macbeth», «Also sprach Zarathustra», die Liebesszene aus «Feuersnot» und den vom Häusermann'schen Privatchor unter der Leitung von Hermann Dubs einstudierten 16stimmigen Chor «Der Abend» (OP- 34 Nr. I) umfaßte. - Inzwischen hatte auch die Verbindung mit dem Zürcher Stadttheater begonnen.
Im Mal 1932 dirigierte Strauss dort zum ersten Mal seit 1918 wieder eine seiner Opern («Die Frau ohne Schatten»), im Mai 1934 nochmals dasselbe Werk, im Juni 1936 «Josefslegende» und «Arabella» und im Mai 1938 zweimal «Salome». Von 1934 an verbrachte er mehrmals einige Wochen als Kurgast in Baden, von wo aus er stets auch Abstecher nach Zürich unternahm, - zu privaten Besuchen, um eigene oder fremde Opern zu hören und Ausstellungen zu besichtigen. Zweifellos ist Strauss bei solchen Gelegenheiten das eine oder andere Mal auch mit Andreae wieder zusammengetroffen, doch sind keine Briefe oder Postkarten vorhanden, die es bestätigen könnten. Erst im Jahr 1946, als Strauss ganz in der Schweiz lebte - vom Oktober 1945 bis Anfang Mal seines Todesjahres 1949 - setzen die Briefe, diesmal in dichter Folge, wieder ein. Es bleibt abzuwarten, ob Verschollenes eines Tages noch auftauchen wird.
(Nr. 1381)

Charlottenburg, den 8. Mai 1903.

Sehr geehrter Herr Andrä!

Die Erstaufführung des Taillefer [1] könnte ich Ihnen nur versprechen, wenn Wolfrum [2] das Werk nicht schon Anfang August aufführt. Ob's bis dahin fertig ist [3], kann ich heute noch nicht sagen. Näheres in Basel [4].
Taillefer dauert circa 30 Minuten und geht vorzüglich nach Berlioz's Requiem!
Solisten nur Sopran, ein hoher Tenor und ein hoher Baß! Besten Gruß und Dank

Ihr sehr ergebener

Richard Strauss

(Nr. 1382)

Sandown, 23. Juni 1903.
Isle of Wight

Geehrter Herr College!

Die Erstaufführung des Taillefer möchte ich Freund Wolfrum für sein Musikfest 24.-26. Oktober zusagen. Wenn Sie das Werk unmittelbar dahinter bringen, werden Sie sicher die 2te Aufführung haben. Ob ich aber selbst kommen kann, ist sehr zweifelhaft. Ich gehe 12. Febr. 1904 nach Amerika, vorher kann ich wenig fort, vielleicht im direkten Anschluß an Heidelberg (28. Oktober), aber wie gesagt, es ist sehr unwahrscheinlich, da ich jetzt am I. Juni bis 20. September einen meiner Gesundheit sehr nötigen Erholungsurlaub genieße.
Herzlichen Dank und freundlichste Grüße
Ihres aufrichtig ergebenen

Richard Strauss

(Nr. 1383)

(Berlin, Ii. febr. 04.)

Geehrter Herr!

Meine ursprüngliche Absicht, Taillefer nur für Männerchor zu setzen hab ich aufgegeben, da der gemischte Chor schneidiger und heller über dem Orchester schwebt und dem Componisten nicht solche Beschränkungen in der Orchesterbehandlung auferlegt wie der Männerchor.
Ich hoffe, wir haben Ihr Stück [5] auf dem Programm von Frankfurt. In Eile, morgen gehts nach Amerika! [6]
Herzliche Grüße auch an Hegar [7], Freund [8], Steiner [9]

Ihr ergebenster Dr. Richard Strauss

(Nr. 1384)

(Marquartstein), 4.Juli 1905.

Lieber Herr Andreää!
Herzlichen Dank für Ihre freundliche Karte: Ich bin leider zu ruhebedürftig, um in 12 Tagen schon wieder reisen zu können, Vollendung der Salome und Festspiel in Cöln haben mir vorerst den Rest gegeben! Schade; denn Ihr Taillefer hätte mich sehr interessiert! [10] Die wärmsten Grüße
Ihnen und allen Zürcherfreunden!

Ihr Dr. Richard Strauss

(Nr. 1385)

Berlin, 5. Oktober 1905.

Lieber Herr Andreae!
Ich höre zu meinem größten Schmerz, daß Sie immer noch in den Klauen der Gebrüder Hug sind, die Sie jetzt dazu benützen, um gegen Ihren väterlichen Protektor, Meister Hegar und gegen Ihre deutschen Collegen einen besondern Trumpf mit Ihnen auszuspielen![11] Das darf nicht sein! Sie müssen jetzt zu uns kommen und der Genossenschaft anschließen. Ihr Name ist jetzt wichtig genug, daß Sie sich nicht mehr zum Verlegerknechte erniedrigen dürfen. Ich erwarte Ihre sofortige Anmeldung zur Bundesgenossenschaft! Im festen Vertrauen und herzlichem Gruß
Ihr bis jetzt noch aufrichtig ergebener

Dr. Richard Strauss

(Nr. 1386)

Berlin, 15. 12. 05.

Lieber Herr Nichtgenosse!
Aus Salome [12] ist der Tanz im Concert wohl ausführbar und allenfalls auch Salomes Schlußscene von einer guten hochdramatischen Sängerin gesungen.
Wann treten Sie der Genossenschaft bei? Ich lasse nicht eher los, als bis Sie unsern Feinden endgiltig Valet gesagt haben.
Mit besten Grüßen

Ihr Dr. Rich. Strauss

(Nr. 1387)

Westend [Berlin], den I. März 1914.

Lieber Freund,

die Partitur der Alpensinfonie [13] wird frühestens in einem Jahre fertig. Die Uraufführung werde ich wohl hier durch die Königl. Kapelle machen müssen. Ob ich Ihnen mit Bestimmtheit die 2. Aufführung versprechen kann, vermag ich nicht zu sagen, da ich nach der Uraufführung bestimmte Lizenzen nicht erteilen kann, ohne die große Zahl der anderen freundlichen Bewerber schwer zu kränken. Bis dahin aber hat es noch Zeit und Sie erfahren sicher alles noch rechtzeitig.

Mit herzlichen Grüßen

Ihr aufrichtig ergebener

Dr. Richard Strauss

(Nr. 1388)

E. L[anz.] [14] Mannheim, 13. 1. 17.
Carolastraße 18

Lieber, sehr verehrter College!
Soeben von Holland kommend [15], finde ich hier Ihre liebe Karte. Sie haben wohl inzwischen auch meinen vor circa 3 Wochen an Sie geschriebenen Brief erhalten. Ich danke Ihnen im voraus herzlich für alles liebe künstlerische Entgegenkommen, richte mich ganz nach Ihren Programmwünschen, bin mit allem einverstanden, was Sie mit Fürstner vereinbart haben und freue mich vorallem, mit Ihnen wieder zusammen zu sein. Nur Ihre so sehr freundliche Einladung, bei Ihnen zu wohnen, kann ich nicht annehmen, da ich bei Frau Lily Reiff [16] schon angenommen hatte. Herzlichen Dank! Ich treffe am 19ten in Zürich ein! Auf frohes Wiedersehen!
Mit schönsten Grüßen
Ihr stets aufrichtig ergebener

Dr. Richard Strauss

[Am Rand:] Ich möchte in meinem Conzerte: Don Juan, Zarathustra, Domestica machen [17]. Geht das?

(Nr. 1389)

Zürich 2, 26. 1. 17
Mythenstraße 24.

Sehr verehrter Freund und College!
Von Bern zurück möchte ich Ihnen nochmals sagen, wie sehr ich mich unlängst über Ihr Den Quichoteorchester gefreut habe. Das Stück ist, dank der wieder von Ihnen dafür aufgewandten Mühe dem Orchester wieder so in Fleisch und Blut übergegangen, daß es mir eine wahre Herzensfreude war. Mit ihm so recht eingehend auf freie Deklamation hin zu studieren.
Ich freue mich sehr auf die Aufführung und sage Ihnen im voraus dafür schon meinen allerherzlichsten Dank. Für heute möchte ich Ihnen noch sagen, daß ich von hier auf längere Reise nach Skandinavien gehe und dort unerreichbar bin. Ich möchte Sie daher bitten, alle weiteren Verhandlungen über die von Ihnen geplante Züricher Strausswoche in der ersten Oktoberhälfte mit Herrn Fürstner [18] zu führen. Derselbe bleibt wegen seines Pariser Verlages noch eine Zeitlang hier und ist von mir genau informiert und zum formellen Abschluß bevollmächtigt.
Ich danke Ihnen nochmals herzlich für Ihr freundliches Versprechen, sich für den armen Oscar Fried [19], der gegenwärtig ohne Stellung ist, gütigst verwenden zu wollen und wäre Ihnen wie gesagt, verbunden, wenn Sie ihm ein Paar der jetzt verwalsten Concerte` durch Ihre mächtige Fürsprache beim Vorstand der Tonhalle verschaffen wollen. Fried ist ein sehr tüchtiger Dirigent, der Ihrer Empfehlung keine Schande machen und keine hohen Forderungen stellen wird, da es ihm nur darum zu thun ist, in den jetzigen schweren Zeiten ein bescheidenes Unterkommen zu finden. Darf er sichjetzt an Sie direkt wenden?
Zum Schluß wünsche ich Ihnen eine fröhliche Militärzeit und gute Gesundheit und bleibe mit herzlichem Gruß
Ihr stets aufrichtig ergebener

Dr. Richard Strauss

Garmisch, 19. 7. 17

Verehrter lieber Freund!
Ich danke Ihnen bestens für Ihre freundliche Zeilen. Was die deutsche «Propaganda», von der man in der Schweiz so gerne erzählt, betrifft, so habe ich nicht das Gefühl als ob das, was Graf Kessler und Fürstner mit mir zusammen, arrangiert haben, das Maß eines anständigen Gastbesuches überschritten hätte [21]. Das Darmstädter Gastspiel mit Weingartner [22] kommt nicht auf unsere Rechnung. Und daß Graf Kessler, den in erster Linie ideelle und künstlerische Beweggründe leiten, von Euch mit Hugo Heller(!!) [23] in einen Topf geworfen wird, nun das gehört in das schöne Kapitel des Verkanntseins, in das wir arme Deutschen uns für die Dauer dieses Krieges wohl finden müssen.
Nun ist wohl Niemandem auch nur der leiseste Vorwurf des Aufdringlichseins unangenehmer als mir - merkwürdig ist es ja, daß die Schweizer, welche seit 80 Jahren die Fremdenindustrie im größten Style betrieben, die Fremden plötzlich als so lästig empfinden, aber immerhin die Tatsache besteht und es muß mit ihr gerechnet werden - ich möchte Ihnen nun gern jede Verlegenheit ersparen und bescheide mich ohne jede Empfindlichkeit, wenn Sie die Strausswoche zu anderen Zeiten und unter anderen Verhältnissen von Ihnen so freundlich inauguriert waren ganz aufgeben wollen. Ich bin wirklich nicht kleinlich, wenn Sie auf die Strausswoche ganz verzichten wollen, bitte nur ein Wort und es ist nicht mehr davon die Rede.
Wollen Sie jedoch aufrecht halten: im April ist es nicht gut möglich, da ich von Ostern ab in Österreich concertiere mindestens bis 14. oder 20. April. Es bliebe daher nur der Januar: darüber kann ich ja aber heute nicht frei entscheiden, da ich vor Ende Januar, Anfang Februar bereits verpflichtet habe für Gluck- [24] und Mozartaufführungen in der Schweiz.
Sollten Sie also die Strausswochen im Januar etwa vom 14. bis 27. Januar, oder im Februar etwa vom 4. bis 17. Februar abhalten wollen, so müßten Sie sich dazu für mich erst das Einverständnis von Fürstner holen. Ohne dasselbe könnte ich vorläufig für Januar, Februar keine Zusage geben.
Sollte Januar, Februar die Strausswoche nicht möglich machen, so müßte ich die österreichische Tournée rückgängig machen oder auf April zu verlegen suchen.
Ich bitte deshalb, die Aussprache mit Fürstner möglichst zu beschläunigen und mir das Resultat zu telegrafieren. Es blieben die drei Möglichkeiten: die Strausswochen
a.) findet überhaupt nicht statt
b.) findet Mitte Januar oder Anfang Februar statt
c.) findet (wenn es gar nicht anders geht)
vom i. April an statt, oder
vom 8ten ab.
Bis 30. März bin ich in Berlin und kann Ostersonntag reisen.
Schade, daß Sie mir die Mitteilung, die mir indirekt schon einige Zeit bekannt ist, so spät zukommen lassen, es hätte mir viel Schreibereien erspart, hätte ich Ihre Absage früher in Händen gehabt. Jetzt eine ganz bereits arrangierte Tournée in Wien, Graz, Budapest etc. wieder umstellen ist keine leichte Arbeit. Ich bitte deshalb noch, als, möglichst raschen definitiven Entschluß und wenn möglich, die Strausswoche im Januar oder Februar vor oder nach den Gluckaufführungen, wenn Graf Kessler damit einverstanden ist.
Mit besten Wünschen für guten Sommer und herzlichen Grüßen Ihr aufrichtig ergebener

Dr. Richard Strauss

(Nr. 1391)

Berlin, den 4. Dezember 1917.

Lieber Freund,
Ich danke Ihnen herzlichst für Ihren lieben Brief und bin mit jedem Programm, das Sie wünschen, einverstanden. Wenn Ihnen Programm am liebsten ist, wollen wir es ruhig bei «Alpen-Sinfonie» und «Domestica» lassen. [25]
Ich freue mich sehr auf das schöne Zürich. Hoffentlich ist bis dahin Frieden und können wieder einige gemütliche Stunden zusammen verbringen.
Mit herzlichen Grüßen für Sie und Ihre verehrte Gattin Ihr stets aufrichtig ergebener

Dr. Richard Strauss

(Nr. 1392)

[undatiert, vermutlich
um den Jahreswechsel 1945/46]

Lieber Freund!
Herzlichen Dank für Ihre freundlichen Glückwünsche, die meine Frau und ich mit schönsten Grüßen für Sie und die liebe Gattin herzlich erwidern. Hoffentlich sehen wir uns bald nach Ihrer Rückkehr: meine Frau ist gerade wieder ganz auf dem Damm.
Ihr aufrichtig ergebener

Dr. Richard Strauss
[26]

(Nr. 1393)

Baden, 15.11. 46.

Lieber Freund!
Wann sind Ihre proben? [27] Könnte ich Montag 1/2 11 eine Vorprobe hören? Darf ich um 5 Billets zum Conzert bitten? Schönstens grüßend Ihr

Dr. Richard Strauss

(Nr. 1394)

Ouchy-Lausanne, 26. 5. 46.
Beau-Rivage Palace

Lieber Freund!
Ich lese mit Vergnügen, daß Sie demnächst ein ganzes Programm mit zwei (mehr oder minder «untragbaren») teutonischen Componisten riskieren. Darf ich fragen, welche ungefährlichen Stücke Sie ausgewählt haben? [28] Sie haben wohl inzwischen gehört, daß ich mir eine Blinddarmoperation geleistet und angeblich «wie ein Jüngling» überstanden habe. Meine arme Frau lag 12 Tage zu Bett an einem schmerzhaften Ekcem des Ohres, kann aber auch wieder ausgehen.
Hier ists sehr schön, aber doch ein wenig langweilig, fehlen Freunde und Bekannte - der einzige Musikgenoß war ein Conzert des vortrefflichen englischen Orchesters [29] mit einem sehr gut dirigierten Don Juan. Schade daß Zürich doch etwas weit ist, sondern [sic] käme ich gern wieder einmal das Orchester meines größeren «Collächen» anzuhören!
Führt Sie Ihr Weg nicht einmal nach Welschland? Mit schönsten Grüßen von Haus zu Haus
Ihr altergebener

Dr. Richard Strauss

(Nr. 1395)

Ouchy, 16. 7. 46.

Lieber Freund!
Vielen Dank für liebenswürdige Einladung! Freue mich sehr, von Ihnen Heldenleben [30] zu hören. Wann ist die Generalprobe? Wenn Sie meine Genußsucht auf die Spitze treiben wollen, so lassen Sie mich bitte dazu mit Ihrem Auto abholen! Wir sind, wenn nichts mehr dazwischen kommt, vom I. August ab in Bürgenstock (Grand Hotel). Es wäre sehr hübsch, wenn Sie uns dort besuchen würden! Von Ihrem schönen Ägerisee ist es ja nicht weit dahin!
Mit herzlichen Grüßen aiich an die liebe Gattin

Ihr Dr. Richard Strauss

Wir kehren am i. Oktober reumütig wieder nach Baden zurück. Hier ists zu heiß und langweilig!

(Nr. 1397)

Ouchy Lausanne, 23. 7. 46

Lieber Freund!
Meine unverschämte Bitte um Ihr Auto erübrigt sich: wir gehen nicht nach Bürgenstock, sondern bleiben in Ouchy's milden Gefilden, wenngleich es hier langweilig ist wie im Paradies vor dem Sündenfall! Wann ist Ihre Generalprobe? [32] Wenn am Conzerttag, käme ich schon am 13ten Nachmittags. Sonst erst am 14ten!
Auf frohes Wiedersehen in Es dur mit 8 Hörnern! Mit herzlichen Grüßen stets Ihr

Dr. Richard Strauss

(Nr. 1399)

(Lausanne, 7. 8.46.)

Lieber Freund!
Hätten Sie die Güte, mir für's Conzert 6 Plätze (2 x 3), für mich einen Eckplatz im Mittelgang zur bequemeren Bewältigung des unvermeidlichen Hervorrufs zu reservieren? Das letzte Mal mußten mindestens 10 Personen meinetwegen aufstehen, bis ich mich «freudestrahlend» durchgezwängt habe.
Freue mich auf Ihr besonders schönes stilvolles Programm: D dur, G dur, Es dur! [33]
Mit herzlichen Grüßen

Ihr Dr. Richard Strauss

(Nr. 1400)

Baden, II. 11- 46.

Lieber Freund! Vielen Dank für [die] liebenswürdige Einladung. Leider kann ich diesmal nicht kommen. Ich war ein paar Tage unwohl, bin zudem mitten in der Kur und darf momentan keine Sprünge machen. Wenn Sie mal Zeit haben, wird es uns freuen, wenn Sie uns mal besuchen wollten: zum Lunch, zum Tee - wann es Ihnen und der lieben Gattin paßt.
Mit schönsten Grüßen von Haus zu Haus
stets Ihr
altmodischer
Dr. Richard Strauss

(Nr- 1401)

Baden, 14. 1. 47. [34]

Lieber Freund!
Ich habe Sie seit Ihrem prachtvollen Heldenleben nicht mehr gesehn! Wollen Sie nicht mit Ihrer lieben Frau und Frau Reiff am nächsten Sonntag I Uhr bei uns zu Mittag essen? Wenn Ihnen der Tag nicht paßt, verabreden Sie bitte mit Frau Lilly einen andem! Wir sind immer zu Haus! Mit besten Neujahrswünschen und schönsten Grüßen von Haus zu Haus
stets Ihr

Dr. Richard Strauss

(Nr. 1403)

Pontresina, 30. 6. 47. Hotel Saratz

Lieber Freund!
Ihre freundliche Karte mahnt mich wieder an den von mir seit 60 Jahren bekämpften Unfug der Verleger, auch sinfonisches Notenmaterial nur auszuleihen, selbst wenn Ankauf verlangt wird. Abgesehen davon, daß wiederholte Aufführungen eher stattfinden würden, wenn die Noten zum festen Bestand der Conzertvereinsbibliothek gehören würden, ist es eine Schweinerei, wenn fortwährend beschmiertes Material mit fremden Einzeichnungen und blauen «Wegweisern» von unfähigen Dirigenten herumgeliehen werden, währnd doch jeder bessere Dirigent ein neues Material seiner Bibliothek einverleiben und daraus dirigieren möchte. Ihr Novello-fall [35] eines unvollständigen Materials ist besonders eclatant und es wäre ein ausgezeichneter Präzedenzfall zu schaffen, wenn Sie das gesamte ablehnen, ein ganz neues sauberes Material verlangen und den Ankauf zu angemessenem Preise(!) fordern würden. Ich habe besondere Wünsche für diesen Wunsch, die ich Ihnen mündlich besser erklären könnte.
Vielleicht tun Sie mir den Gefallen, Novello [35] die Pistole auf die Brust zu setzen. Wie oft habe ich schon im lieben Leipzig umsonst geschossen!
Mit schönsten Grüßen stets Ihr

Dr. Richard Strauss