GOTTFRIED PILZ

ISABEL INES GLATHAR

 

Für Bühnenbild und Kostüme unserer «Arabella»-Produktion zeichnen Gottfried Pilz und Isabel Ines Glathar gemeinsam. Bei der Entwicklung des Ausstattungskonzeptes mit Regisseur Götz Friedrich, entschlossen sie sich, das Stück nicht in dem von Hofmannsthal ins Auge gefassten Jahr 1860, sondern zur Entstehungszeit des Werkes, Ende der 20er Jahre, spielen zu lassen - eine Entscheidung, die sich nicht zuletzt deshalb anbot, weil «Arabella» wie «Rosenkavalier» ein Endzeitstück ist und die ausgehenden 20er- und beginnenden 30er Jahre den Verlust einer Epoche definitiv markierten. Endzeitstuck ist «Arabella» auch insofern, als es nicht nur Hofmannsthals letztes Lihretto für Strauss, sondern sein letztes Stück überhaupt geworden ist.
Andererseits ist der «Arabella»-Stoff zeitenübergreifend, sosass er immer noch gegenwärtig wirkt man könnte ihn ohne weiteres auch noch näher an unsere Gegenwart rücken. Die Essenz der Oper sind die Schlussworte Mandrykas und Arabellas «Und du wirst bleiben, wie du bist?» - «Ich kann nicht anders werden, nimm mich, wie ich bin!», die sich gegen eine gerade in unserer Zeit häufig praktizierte Haltung wendet, Menschen einschränkend zu schablonisieren, ihre innerste Natur gewissermassen einzubelonieren.
Ein Problem stellt sich bei den Opern von Strauss - Hofmannsthal insofern, als es schwierig ist, sich von den vorgeschriebenen Schauplätzen zu lösen, ohne die Strukturen des Stückos zu verletzen. So haben sich die Ausstatter entschieden, diese Vorgaben ein Appartement in einem Hotel, den Eingang zu einem Ballsaal und den Vorraum des Hotels - beizubehalten, wenn auch in etwas veränderter, von vordergründigem Realismus wegfuhrender Form. Die Treppen im 2. und 3. Akt sind nicht nur Architekturelemente, sondern auch Symbol für die Entwicklungsspirale der Handlung und dafür, wie es nach dem Ende der Oper vielleicht noch weitergehen könnte.
Die Buhnenräume sind bewusst so konzipiert, dass sich das Gefühl eines Ineinanderfliessens einstellt, und der Schluss die Frage offenlässt, wohin das Leben aus der bürgerlichen Welt führt. Bei den Kostümen wollte man sich zeitlich nicht konkret festlegen, auch wenn die 30er Jahre, die ja immer wieder in der einen oder anderen Form in die heutige Mode mithineinspielen - wie generell in der Mode die Tendenz zu beobachten ist, Älteres mit Heutigem zu verbinden - als eine Art Ausgangspunkt gesehen werden können. In erster Linie sollen die Kostüme eine gewisse Selbstverständlichkeit vermitteln, über ihre Zeitdefinition sollte man nicht nachdenken müssen.
Historizismus, ein Relikt aus dem 19. Jahrhundert, grenzt ein, tauscht eine Fiktion vor, die dann als solche nicht nachvollziehbar ist. Die Geschichten, die sich auf der Bühne abspielen, geben sich zwar realistisch, sind es aber keineswegs. Das Faszinierende am Theater und insbesondere an der Oper ist ja gerade, dass sie die Möglichkeit bieten, die engen Grenzen der Realität zu durchbrechen und andere Dimensionen aufzuzeigen. Kostüme und Requisiten sind zwar das am konkretesten Fassbare, sollen jedoch, analog zur Musik, die zum Träumen und Schwarmen verführt, in erster Linie die Fantasie anregen.
© Opernhaus Zürich. Pubblicato con il consenso scritto della direzione della Dramaturgie.