DAWN KOTOWSKI

 

Dawn Kotoski gerat ins Schwarmen, wenn sie von der Rolle der Zdenka erzählt. Sie hat sie bereits vor zwei Jahren in Santa Fe gesungen, und zusammen mit der «Rosenkavalier»-Sophie und Strauss' Orchester-Liedern gehört die Partie der Zdenka zu der Musik, die ideal auf ihre Stimme zugeschnitten ist. Es macht ihr grossen Spass, diesen ausserordentlich vielschichtigen Charakter - die eigentliche Schlüsselfigur der Oper - zu verkörpern. Ein junges Mädchen, in grenzenloser Bewunderung für ihre ältere Schwester, tut alles, um dieser und ihrer ganzen Umgebung zu gefallen und gibt sich dafür selbst auf. Sie vernachlässigt ihre eigenen Wünsche, Ziele und Träume, und leugnet sogar ihre Liebe zu Matteo - auch vor sich selbst.
Sie zieht ihre Maskerade als Mann durch, bis die Ereignisse, die sie selber in Bewequng gesetzt hat, sie einholen. Sie kann sich nicht aus eigenem Willen zur Entscheidung durchringen, eine Frau und damit endlich sie selbst zu sein, es sind äussere Kräfte, die sie dazu zwingen. Schliesslich muss sie ihre Fassade fallenlassen, und nach Jahre dauerndem Spiel den Tatsachen in die Augen blicken. In der Figur von Zdenka-Zdenko wird die Hosenrolle thematisiert und problematisiert: Die Zuschauer wissen, dass dieser «Bub» eigentlich eine junge Frau ist, die sich verleugnen muss. Das gibt Dawn Kotoski die Möglichkeit, sowohl männliche als auch weibliche Facetten in ihre Rollengestaltung einzubringen. Zdenka ist eine immer geschäftige Person und hält die Sängerin auch musikalisch jede Sekunde auf Trab. Alles geht sehr schnell, und jede Phrase hat ihren eigenen Charakter, viel (deutscher!) Text ist zu bewältigen, und dazu muss man ja auch noch spielen - eine anspruchsvolle, aber wundervolle Aufgabe!
© Opernhaus Zürich. Pubblicato con il consenso scritto della direzione della Dramaturgie.