Immer wieder war der aus Oberösterreich stammende Dirigent Franz
Welser-Möst (44) als Wunschkandidat von Ioan Holender für den Posten des
Staatsopern-Musikdirektors genannt worden. Und auch für die Leitung der Salzburger
Festspiele war Welser-Möst, der getrost als einer der gefragtesten Dirigenten
seiner Generation bezeichnet werden darf, lange als Favorit geführt worden.
Nun übernimmt der Dirigent, der sich
bei "seinem" Cleveland Orchestra bis 2011/12 häuslich eingerichtet hat, die
Leitung einer großen Musiktheater-Unternehmung in Österreich, wenn auch keiner
eigenen Institution: Welser-Möst steht bei der Staatsopern-Neuinszenierung
von Richard Wagners "Ring des Nibelungen" am Pult.
Einen großen Schritt in Richtung der
wohl höchsten Weihen neben dem Posten des Musikdirektors, die Holender während
seiner Amtszeit noch zu vergeben hat, machte der in Linz geborene Dirigent
im September des Vorjahres, als er ohne Proben in der Wiener Staatsoper als
Einspringer für Christian Thielemann bei "Tristan und Isolde" ans Pult stieg.
Sein Debüt bei den Salzburger Festspielen
gab Welser-Möst 1985, ein Jahr später hob die internationale Karriere des
am 16. August 1960 geborenen Linzers mit dem Debüt-Konzert beim London Philharmonic
Orchestra an, dessen Musikdirektor er in Folge von 1990 bis 1996 wurde. In
den USA, wo er seit der Übernahme des Cleveland Orchestras im September 2002
seine musikalische Heimstatt hat, dirigierte er erstmals 1989 beim Saint
Louis Symphony Orchestra.
Welser-Möst war von 1995 bis 2002 Musikdirektor
der Zürcher Oper, wo er 1992 erstmals dirigierte (Richard Strauss' "Rosenkavalier")
und als Musikdirektor 27 Neuproduktionen hervorbrachte. Unter seiner Leitung
erhielt das Zürcher Orchester die Auszeichnung "Orchester des Jahres 2000/01"
in der Umfrage der Zeitschrift "Opernwelt". Seit 2002 ist er der Zürcher
Oper als "Principal Conductor" verbunden. In Interviews zeigte sich Welser-Möst
glücklich über seine Tätigkeit beim Cleveland Orchestra, wo er seit September
2002 die Position des Musikdirektors innehat und wo sein Vertrag noch vor
Ablaufen der ersten Saison bis 2011/12 verlängert wurde. "Es könnte nicht
besser sein", meinte er unmittelbar nach Amtsübernahme zur APA.
Welser-Möst stand u. a. an der Deutschen
Oper Berlin und beim Glyndebourne Festival am Pult, er arbeitete regelmäßig
mit den Wiener und Berliner Philharmonikern, dem Bayrischen Rundfunkorchester
und dem Gustav Mahler Jugendorchester, dem er eng verbunden ist. Weiters
arbeitete er mit dem Orchestra Filharmonica Della Scala und dem Concertgebouw
Orchester sowie den Orchestern von Cleveland, Philadelphia, Los Angeles,
New York und Boston zusammen.
Nicht nur in der Auseinandersetzung
um das Linzer Musiktheater hatte Welser-Möst deutliche Distanz zur FPÖ bekundet.
Der Dirigent hat sich auch für das Radio Symphonieorchester des ORF stark
gemacht. Im Dezember 2002 wurde er von der Musikzeitschrift "Musical America"
zum "Conductor of the Year 2003" gekürt. Weitere Auszeichnungen waren u.a.
der Gramophone Award, der Japanese Record Academy Award, zwei Grammy-Nominierungen
sowie der Mozart-Preis (1999) und die Ehrendoktorwürde der Western Case Reserve
University, Cleveland (2003). Eine außermusikalische Auszeichnung gab es
für den "Auslandsösterreicher 2001" auch im Oktober 1995, als er den "Outstanding
Achievement Award" des "Western Law Center for Disability Rights" in Los
Angeles für seinen persönlichen Einsatz für Menschen mit Behinderung erhielt.
(apa)