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Musikverein:
Amerika versteht Schubert
(Die Presse) 05.11.2005
Eine Lektion in Wiener Klang aus Cleveland.

Mit einer Orgie an bunten Klangfarbenmixturen verabschiedeten sich das Cleveland-Orchestra und sein Chefdirigent Franz Welser-Möst vom Publikum des Wiener Musikvereins. Die "Turangalila"-Symphonie stand auf dem Programm, Olivier Messiaens riesenhaftes konzertantes Werk über die Liebe. Inspiriert von philosophischen Vorstellungen ferner Kulturen, den Rufen der Vögel und christlicher Mystik, fand der Komponist da zu höchst unterschiedlichen Klangbildern, die von ekstatischem Jubel bis zur ruhevoll gelösten Hingabe alle Stadien leidenschaftlicher Zuwendung besingen. Die Clevelander mischten im Verein mit dem auswendig spielenden, phänomenalen Pianisten Pierre-Laurent Aimard lustvoll die kühnsten Farbkombinationen auf ihrer in allen Registern virtuos beherrschten Klangpalette.

Der Demonstration orchestraler Vollkommenheit war eine nicht minder bemerkenswerte Lehrstunde in Sachen wienerischer Klangkultur vorausgegangen. Zu Allerheiligen musizierten die Gäste aus dem Mittleren Westen Schuberts Unvollendete, was hiesige Hörer stutzen ließ: Gibt es noch so etwas wie einen Wiener Klangstil? Wenn ja: War er nicht hier in Reinkultur zu vernehmen?

Es ist schon so, die amerikanischen Orchester haben um die Mitte des 20. Jahrhunderts, geprägt von europäischen, vornehmlich ungarisch-jüdischen Dirigenten, die in der Zeit der Habsburger-Monarchie geboren wurden, ihren Stil entwickelt und vervollkommnet. Was heute, in Zeiten der Erosion überkommener Werte, aus den USA zurückkommt, ist nichts weniger als ein musikalischer Fast-Food-Klang.

Der Schubert-Klang der Clevelander, modelliert vom sensiblen österreichischen Maestro, durfte mit verletzlichem, gleichwohl technisch perfekt austariertem Ton durchaus als eine Art stilistischer Rückholaktion gewertet werden; die Betroffenheit im Auditorium blieb denn auch nicht aus, denn auf solche Weise entfaltet Schuberts Musik ihr expressives Potenzial aufs Natürlichste, wirkt also unausweichlich.

Sensationell auch die Klangregie in den Strawinsky-Werken. Die Psalmensymphonie (1930) und die hierzulande so gut wie unbekannten "Requiem canticles" aus Strawinskys letzten Lebensjahren, entstanden unter Welser-Möst wie auf dem Reißbrett nachgezeichnet, doch voll Poesie: Was sich im Finale der Symphonie auch dank des von Johannes Prinz phänomenal vorbereiteten Singvereins an ätherisch-entrückter Stimmung einstellte, blieb in den Requiem-Fragmenten trotz der zu Weber-Kürze verdichteten Sprache präsent. Soli: prägnant Andreas Jankowitsch, besonders klangschön Elisabeth Kulmans Altstimme. sin

 
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