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| STAATSOPER: Welser-Möst statt Thielemann | | Der Einspringer ist Star |
Wie es sich eben für einen echten Österreicher geziemt, hat der Dirigent
Franz Welser-Möst seine großartige Karriere bislang primär im Ausland aufgebaut,
während er in der Wiener Musikszene jahrelang unterrepräsentiert blieb.
Nun aber hat sich das Blatt endlich gewendet: Schon vor Jahresfrist
ließ Staatsopern-Direktor Ioan Holender mit der kurzen Bemerkung aufhorchen,
ihn als Nachfolger Seji Ozawas zum Musikchef der Staatsoper aufbauen zu wollen.
In dieser Saison gaben ihm die Wiener Philharmoniker endlich wieder ein eigenes
Abonnement-Konzert und am Freitagabend feierte Franz Welser-Möst im Haus
am Ring nach 15-jähriger Abwesenheit ein triumphales Comeback.
Oper ist 20 Minuten kürzer
Der deutsche Stardirigent Christian Thielemann hat im Mai dieses Jahres
mit Richard Wagners "Tristan und Isolde" in Wien Operngeschichte geschrieben.
Er aber sagte nach der erfolgreichen Saisoneröffnungsvorstellung die Dirigate
der beiden folgenden Vorstellungen - eben jene am vergangenen Freitag und
auch jene von morgen, Dienstag - unerwarteterweise ab. Franz Welser-Möst,
der derzeit in Zürich den "Tannhäuser" macht, erklärte sich bereit - so wie
anno 1937 Herbert von Karajan - ohne Probe einzuspringen.
So erlebte man einen völlig andersartigen "Tristan": Statt Christian
Thielemanns breiten Atem steigert Franz Welser-Möst etwa das Liebesduett
des zweiten Aktes in ein bislang vermutlich noch nie gehörtes Tempo. Insgesamt
braucht er dann auch für die ganze Oper um rund 20 Minuten weniger als sein
Berliner Kollege.
Wo dieser einen monumentalen, orchestralen Klangteppich legt, bleibt
Franz Welser-Möst fast kammermusikalisch durchsichtig, was natürlich den
Sängern zugute kommt. Nicht zufällig hatte Thomas Moser in der Titelpartie
des Tristan seinen bislang besten Abend. Neben ihm wie immer großartig Deborah
Voigt als Isolde, Peter Weber als Luxusausgabe eines Kurwenals, Robert Holls
nobler Marke und die exzellente Mihoko Fujimura als Brangäne.
Liebling des Publikums
Der Schlussjubel steigerte sich beim Erscheinen von Franz Welser-Möst
zu wahren Ovationen, die keinen Zweifel daran ließen, dass der aus Wels stammende
Dirigent längst zu einem Liebling auch des Wiener Publikums geworden ist.
OÖNachrichten vom 8.09.2003 | |
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