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Vorstellungen: am
4., 8., 12. Oktober 2002 und 10., 19., 26. April, 20. Mai 2003,
Musikalische
Leitung :: Arturo Tamayo
Choreografie und Inszenierung :: Heinz Spoerli
Bühne :: Hans Schavernoch
Kostüme :: Keso Dekker
Einstudierung der Choreografie :: Jörg Mannes
Regie der "Handwerker-Szenen" :: André Eisermann
Titania
:: Sandy Delasalle
Oberon :: Alexej Dubinin / Raimondo Rebeck
Puck ::Goyo Montero / Rüdiger Wohlert
Hermia
:: Jane Margaret Kesby
Lysander :: Aurélien Scannella
Helena :: Rebecca Gladstone
Demetrius :: Fabien Voranger
Zettel
/ Pyramus :: Jesse Garon
Squenz :: Klaus Lang
Schlucker / Mond :: Otto Heuer
Schnauz / Wand :: Miomir Nikolic
Flaut / Thisbe :: David Knutson
Schnock / Löwe :: Josef Becker
sowie
Solisten und Ballettensemble der Deutschen Oper Berlin
Orchester der Deutschen Oper Berlin
Mit
Unterstützung des Förderkreises der Deutschen Oper Berlin e.V.
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Sommernachtsträume
und Liebeszauber im 20. Jahrhundert
Ein
Ballettsaal, die Proben vorbei. Bühnenarbeiter räumen auf, einer
wird müde und legt sich auf den Boden, er schlummert ein. Eine raumhohe,
fahrbare und bewegliche Spiegelwand, die gelegentlich auch durchsichtig
wird, teilt den Bühnenraum in zwei Bereiche. Je nach Beleuchtung
ist der Schauplatz entweder die helle Wirklichkeit des Probensaales oder
die blaue Nachtseite des Feen- und Märchenreiches, in das sich der
schlafende Bühnenarbeiter hineinträumt.
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Ein Sommernachtstraum: Die bekannte Handlung aus einer der heitersten,
aber auch nachdenklich stimmenden Shakespeare-Komödien wird nur noch
stückweise erzählt. Sie ist dem Choreografen Heinz Spoerli willkommener
Anlass für die kunstvollen Tänze der Liebespaare, die poetischen
Spiele der Elfen und Kobolde, die burleske Komik der Handwerker. Mendelssohns
bekannte Musik ist den elegant choreografierten Traumsequenzen unterlegt.
Doch die Traumhandlung wird nicht bloß zu einem Happy End hin aufgelöst,
bei dem sich die Paare in ›holder Minne‹ finden. Spoerli führt
die im Ballettsaal angelegte Rahmenhandlungsebene weiter und in unsere
Zeit hinein. Er erzählt kurzerhand von der Auflösung der romantischen
Träume und aller Liebesturbulenzen: Er lässt die Tänzerschar
im großen Finale zur geradezu psychedelisch anmutenden minimal music
des Concerto for Violin and Orchestra von Philip Glass zur Symmetrie,
zu klarer Form und parallelen Bewegungen im abstrakten Tanz finden, zu
einer streng gegliederten räumlichen und tänzerischen Struktur,
die sich selbst in der Ekstase nicht auflöst. »Reizvoll für
mich als Choreograf ist die Darstellung der verschiedenen Ebenen des Stückes
… So ist dieses Shakespeare-Stück eine hochvergnügliche
Komödie, auch in der Attraktion seiner Welt des Phantastischen und
Märchenhaften, die ja gerade für die Bühne von besonderer
Faszination sind – diese Anarchie und Unvernunft, diese Lust am Spiel
in der Feenwelt.« [Heinz Spoerli]
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Ein Sommernachtstraum, Heinz Spoerlis beliebtes Handlungsballett,
hatte am
1. Mai 1999 Premiere in der Deutschen Oper Berlin. Tanztechnisch überaus
anspruchsvoll, inhaltlich durchdacht, choreografisch überzeugend
ausgedeutet, schafft dieser phantasievolle Sommernachtstraum eine
Synthese zwischen der Shakespeare-Zeit, der Romantik und der ›Coolness‹
unserer Gegenwart. »Von besonderem Reiz ist Shakespeares Darstellung
von der Liebe – sie reibt sich an der heutigen Wirklichkeit. Modern
hingegen ist die Austauschbarkeit der Liebespaare, diese Variationen der
Partner, in denen fast etwas Minimalistisches liegt.« [Adolphe Binder]
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1.
Akt
Eine Bühnenprobe. Zum Ende hin lösen sich einzelne Tänzer
aus der Gruppe, und es werden Personen erkennbar: Lysander, Hermia, Demetrius,
Helena – Sommernachtstraum-Personal.
Streit liegt in der Luft. Wirren der Liebe kündigen sich an. Lysander
und Hermia sind heiß füreinander entbrannt, doch sie dürfen
sich nicht haben. Demetrius ist gleichfalls in Hermia verliebt, doch sie
erwidert seine Liebe nicht. Helena, leidenschaftlich dem Demetrius zugetan,
wird von ihm abgelehnt.
Mitten ins eifersüchtige Hin und Her platzen Bühnenarbeiter:
»Umbau!« Zettel, ein Heißsporn und Draufgänger,
bleibt allein auf der Bühne zurück, schlummert ein und träumt
einen seltsamen Traum. In einem phantastischen Feenwald findet das Chaos
der Liebe seine Fortsetzung. Der eifersüchtige Elfenkönig Oberon
hat sich mit seiner Gattin Titania zerstritten und schwört Rache.
Er beauftragt seinen Diener Puck, die Wunderblume zu holen. Wird ihr Saft
auf die Augen eines Schlafenden geträufelt, so verliebt dieser sich
in das erste Wesen, das er beim Erwachen erblickt. Oberon wartet, bis
Titania sich schlafen gelegt hat, und verzaubert sie. Einen bösen
Streich will er ihr spielen.
Puck, der mit dem Zaubersaft nebenbei auch Ordnung in die Wirren der (im
Wald verabredeten) jungen Liebespaare bringen sollte, hat das Durcheinander
nur noch verschlimmert: Er hat Lysander mit Demetrius verwechselt. Der
sonst so treue Lysander liebt nun Helena, und seine Hermia versteht die
Welt nicht mehr.
Auch Zettel und seine Handwerker sind im Wald unterwegs. Sie proben ein
Stück, das sie bei einem Fest aufführen wollen. Puck sieht in
Zettel das geeignete Opfer für Oberons Rachestreich. Er hext ihm
einen Eselskopf an und führt ihn zur gerade erwachenden Helena. Auf
der Stelle verliebt sich diese in die hässliche Kreatur.
2.
Akt
Oberon beobachtet mit Vergnügen die lächerliche Tändelei
zwischen Titania und Zettel. Puck sucht seine Fehler zu korrigieren, indem
er auch Demetrius verzaubert. Dieser verliebt sich prompt in die von Lysander
verfolgte Helena, und nun ist das Chaos perfekt. Blind vor eingebildeter
Liebe kämpfen die Männer um die verkehrten Frauen, und die Frauen
wissen nicht mehr, wie ihnen geschieht.
Oberons Eifersucht hat sich inzwischen in Mitleid für seine in einen
Esel vernarrte Frau verwandelt. Puck soll das Spiel beenden. Umgehend
wird von allen der Zauber genommen: Titania versöhnt sich mit Oberon,
Zettel wird von seinem Eselskopf befreit, und es finden sich endlich die
richtigen Liebespaare: Lysander und Hermia, Demetrius und Helena.
Beim Fest zu Ehren der Paare führen Zettel und seine Leute zur Unterhaltung
der Gesellschaft das tragisch-komische Spiel »Pyramus und Thisbe«
auf.
Die Gäste beginnen zu tanzen und verwandeln sich wieder in die Ballettkompagnie
des Anfangs. Zettels Traum ist zu Ende.
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