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Mittwoch, 1. Dezember 2004 Berlin, 19:55 Uhr DIE WELT.de
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Debussy und seine Doubles

In Zürich wuchsen Dirigent Franz Welser-Möst und Regisseur Sven-Eric Bechtolf zu einem der wichtigsten Duos des Musiktheaters

von Manuel Brug

Eine ferne Operngalaxie, grauweiß und eiskalt. Hinter einem ausgeschnittenen Halbkreis bogenförmiges Wellblech und eine Kanzel im Kunstschnee. Auf die Anzüge der Männer sind Oberflächenschraffuren von Planeten gedruckt. Stoff, aus dem frösteln machende Märchen sind. So wie das von Pelléas, der Mélisande, die seltsame Frau seines Halbbruders Golaud, liebt. Debussys symbolistisches Meisterwerk scheint gegenwärtig im konjunkturellen Auf: Sven-Eric Bechtolf hat es eben an Zürichs Oper als kühl konzentrierte Kunstübung inszeniert. Und Franz Welser-Möst dirigiert es in diesem Geist.

Ein so kunstvoller wie knapper, sich dem einfachen Genuß verweigernder Abend, erstellt von einem der augenblicklich international interessantesten Musiktheater-Duos neben Peter Konwitschny und Ingo Metzmacher, Jürgen Flimm und Nikolaus Harnoncourt, Peter Mussbach und Kent Nagano, Marc Minkowsky und Laurent Pelly. Die beiden haben sich an der Oper Zürich gefunden, in Alexander Pereiras großem Gemischtwarenladen, der mit dieser Kuppelei endlich einmal eigenes Profil entwickelt hat.

Nach dem Überraschungserfolg mit Bergs "Lulu" als sadomasochistischer Zuchtübung im Jahr 2000 (auch schon mit Puppe) ging Bechtolf - zusammen mit seinem Ausstatterduo Marianne und Rolf Glittenberg, das nach Bondy ebenfalls einen neuen Regisseur gefunden und zur Oper verführt hatte - nur einmal fremd - und griff an der Deutschen Oper Berlin mit den komplexen "Hoffmanns Erzählungen" 2002 voll daneben. Heute sieht er das auch so.

Ein Arroganter, ein Schwieriger, der freilich viel Unsicherheit hinter solchen halbstark-zurückweisenden Gesten verbirgt, ein Unzufriedener auf der Suche nach dem vollkommenen Theaterglück, das es nie geben kann: Das ist der 1957 in Darmstadt geborene, in Hamburg aufgewachsene Bankierssohn Sven-Eric Bechtolf. Als Schauspieler kam er über Zürich, Bochum, zehn Jahre Thalia Theater Hamburg nach ganz oben. Seit 1998 spielt er am Burgtheater Wien. Seine Regisseure hießen Breth, Besson, Berghaus, Bondy, Kriegenburg, Stein, Wilson.

Aber bloß keine Identifikation. Regisseur Bechtolf hält sein Gegenüber auf Abstand. Und sucht den auch in seinen Musiktheater-Figuren. Die zeitweilig im Rollstuhl ihre Seinsverkrüppelungen vorführenden Debussy-Protagonisten sollen in ihrer Traumwelt des Unterbewußten auf Distanz gehalten werden. Auch mit Hilfe Puppen, auf die alle Gefühle projiziert werden zwischen Liebe und Haß, Geburt und Tod - Dummies im emotionalen Crashtest. Debussy und seine Doubles. Zwischen wenigen Requisiten, leeren Aquarien, einem mal weiß, mal schwarz bezogenen Bett, bleibt alles im Frage- und Schwebezustand, wird zeichenhaft, wenn die berühmte, von Golaud belauschte Szene im Turm in und auf einem zugefrorenen Citroen lokalisiert ist. Ein fragil-sprödes Beziehungsgefüge fordert höchste Aufmerksamkeit. Die auch der Schauspieler Bechtolf fordert. Er war oft der Außenseiter, der rebellierend Schwierige. Oder - zuletzt als Fiesco, Philipp II. und Schnitzlers Fabrikant Hofreiter, als Prinz in "Emilia Galotti und, wunderbar boulevardesk, in Jasmina Rezas "Dreimal Leben" - der gebrochene Machtmensch, der verwundete Potentat.

Und er wurde doch zum Wertkonservativen, zum enttäuschten Umstürzler, der kraftvoll ablästerte über den "Qualm, der am Stadttheater aus den Dramaturgien quillt", über "abartige Gedankengebilde", "biedermeierliche Sozialliberale", "Meinungsmüll, dahingelallte Zustandsbeschreibungen", der "Respekt, Geduld, Bildung, Analyse, gesunden Menschenverstand" einfordert.

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